Albert Renger Patzsch (1897-1966)
Dank der freundlichen Unterstützung der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kulturstiftung der Länder Berlin und der Stadtsparkasse Köln konnte für die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur 2002 ein wertvolles Konvolut von über 100 Landschafts- und Architekturaufnahmen des Photographen Albert Renger-Patzsch angekauft werden.
Die Arbeiten von Albert Renger-Patzsch stammen sämtlich aus dem Nachlass des für seine Industriebauten berühmten Architekten Fritz Schupp (1896–1974), für den der Photograph bereits Ende der 1920er-Jahre Aufträge zur Dokumentation seiner Bauwerke übernommen hatte. Die überwiegende Zahl der Photographien, die Albert Renger-Patzsch an Fritz Schupp – mit dem ihn über Jahrzehnte eine enge Freundschaft verband – übergab, entstanden während der zweiten Schaffensperiode des Photographen, zwischen 1942 und 1958.
Seit 1944 hatte sich der Photograph in Wamel am Möhnesee nahe Soest niedergelassen, und entsprechend viele Aufnahmen zeigen Landschaftsansichten aus der Region des Sauerlandes. Insgesamt reichen die Motive von Überblickslandschaften, die sich durch eine harmonische Komposition und eine große, den Blick anziehende Tiefenschärfe auszeichnen, über wilde Wald- und Bachlandschaften, welche durch die linearen Strukturen der Bäume oder auch durch ihre stimmungsvolle Lichtwiedergabe faszinieren, bis hin zu Kulturlandschaften mit Obstplantagen, Weinreben und Waldwegen. Die Architekturaufnahmen demonstrieren eine ebenfalls große motivische Bandbreite: Kirchen, Wasserburgen, Schlösser, des weiteren Dorfansichten sowie Architekturdetails.
Biographie
1897 geboren in Würzburg
1909–1916 erste Photographien, Besuch des Gymnasiums zum Heiligen Kreuz in
Dresden, Abitur
1916–1918 Militärdienst im Ersten Weltkrieg
1919–1922 An der Technischen Hochschule Dresden Beginn eines Chemiestudiums,
das er nach wenigen Semestern abbricht. Auf Anregung von Waldemar
Osthaus, dem jüngsten Sohn von Karl Ernst Osthaus, geht Albert
Renger-Patzsch nach Hagen und übernimmt dort die Leitung der
photographischen Abteilung des Folkwang-Verlags. Er photographiert
hauptsächlich Exponate in volkskundlichen und naturwissenschaftlichen
Museen, die für Ernst Fuhrmanns Schriftenreihe Kulturen der Erde
vorgesehen waren.
1922 Albert Renger-Patzsch folgt dem nach Darmstadt übergesiedelten Ernst
Fuhrmann und dem Folkwang-Verlag, der von nun an unter dem Namen
Auriga-Verlag firmiert. Dort liegt ab 1924 sein Spezialgebiet auf der
Pflanzenphotographie. Zwischenstationen sind Berlin und Kronstadt in
Rumänien, wo er jeweils für kurze Zeit tätig war.
1925 Veröffentlichung des ersten Buches Das Chorgestühl von Kappenberg im
Auriga-Verlag. Umzug nach Bad Harzburg, wo er sich als selbstständiger
Photograph niederlässt. Mitglied des Deutschen Werkbundes.
1927 Über Hanns Krenz, damaliger Geschäftsführer der Kestner-Gesellschaft
in Hannover, lernt er Carl Georg Heise kennen, Direktor des Museums für
Kunst- und Kulturgeschichte in Lübeck. Dort findet im selben Jahr die erste
größere Einzelausstellung Renger-Patzschs statt. Heise vermittelt
auch die Zusammenarbeit mit dem Verleger Kurt Wolff.
1928 Der berühmte Bildband Die Welt ist schön erscheint im Kurt Wolff Verlag.
Einzelausstellungen unter anderem im Graphischen Kabinett in München
und im Kunstgewerbemuseum Zürich. Umzug nach Essen auf die
Margaretenhöhe.
1929–1932 Stadtlandschaften und Industrieaufnahmen werden bevorzugte Motive.
Renger-Patzsch hat Kontakte zu Architekten wie Alfred Fischer, Rudolf
Schwarz und Fritz Schupp. Das Museum Folkwang stellt Arbeitsräume
und ein Labor zur Verfügung.
1933–1943 Zweisemestrige Lehrtätigkeit an der Folkwangschule als Leiter der
Fachabteilung „Bildmäßige Photographie“. Zahlreiche Auftragsarbeiten für
Industrie, Verlage und Architekten, beispielsweise 1938 für Boehringer in
Ingelheim. Im selben Jahr längere Reise nach Italien und Frankreich.
1944–1951 Bei einem Bombenangriff auf Essen 1944 wird ein Teil seines Archivs im
Museum Folkwang zerstört. Renger-Patzsch übersiedelt nach Wamel
am Möhnesee. Intensivere Arbeit in den Bereichen Landschafts- und
Architekturphotographie, des Weiteren nimmt er die Zusammenarbeit mit
Architekten wie Fritz Schupp wieder auf.
1952–1965 Renger-Patzsch gibt zahlreiche Bildbände als Privatdrucke heraus,
unterstützt durch Förderer wie Ernst Boehringer. Er die
David-Octavius-Hill-Medaille, 1957, den Kulturpreis der Deutschen
Gesellschaft für Photographie, 1960, den Staatspreis für das Handwerk
des Landes Nordrhein-Westfalen, 1965.
1966 Albert Renger-Patzsch stirbt am 17. September in Wamel.