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Boris Becker (*1961)
Der Künstler Boris Becker bezeichnet sich selbst als Bildfinder. Seine Aufnahmen entstehen vornehmlich in Deutschland, Italien, Belgien und Polen, ein Projekt führte ihn sogar in den Westen Algeriens. Generell geht es ihm nicht um die Dokumentation landesspezifisch bedeutsamer Orte, Bauwerke oder Aufnahmen von Menschen, sondern um eine kontinuierlich durchgeführte photographische Studie von ihm entdeckter Facetten, die oft übersehen, allgemein für die menschliche Existenz, ihren Umgang mit ihrem Lebensumfeld, Natur- und Kulturraum, Wahrnehmung und Medienreflexion sprechend sind. Verschieden abgestuft realisiert Becker auf Farb-, Flächen- und Strukturwerte konzentrierte, zeichenhaft abstrakte Bilder, die vielfach großformatig umgesetzt, nüchterne Assoziationsfelder bieten und gelegentlich eine Brücke zur Farbflächen-Malerei schlagen.
Behält er auch technisch die von seinen Lehrern Bernd und Hilla Becher bevorzugte Methode der Großbildphotographie bei, die ein kompositorisch gelungenes und ein detailgenaues Abbild der Wirklichkeit begünstigt, sieht der Künstler seine Aufgabe weniger in der Wiedergabe objektiv wahrgenommener Umstände, sondern vielmehr darin, das Vertrauen in die Wirklichkeit sowie in auf sie Bezug nehmende Bilder auf den Prüfstand zu stellen.
Bereits in seiner frühen schwarzweiß und farbig ausgearbeiteten Bildreihe von Hochbunkern, aufgenommen in vielen deutschen Städten, kündigt sich seine kritische Sicht auf die Dinge an. Auch hier richtet sich Boris Beckers Blick weniger auf das Offensichtliche. Intuitiv wendete er sich mit den ausgewählten Bauten Motiven und Formen zu, die ihre Funktion beinahe oberflächenversiegelt, eher verbergen als offen legen. Mit dieser fundamentalen Serie, die die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur u. a. als Dauerleihgabe des Künstlers zu ihrem Bestand zählt, verbindet sich zudem ein faszinierendes Kapitel deutscher Architekturgeschichte.
Biographie
1961 geboren in Köln
1982–1984 Studium an der Hochschule der Künste Berlin bei
Professor Wolfgang Ramsbot
1984–1990 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Bernd Becher,
seit 1988 Meisterschüler
1993 Arbeitsstipendium des Landes Schleswig-Holstein
1996 Chargesheimer-Stipendium der Stadt Köln
1996–1997 Stipendium der Deutschen Akademie Rom, Villa Massimo
2004 Stipendium Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
Stipendium Künstlerdorf Schöppingen
2004–2006 Gastprofessur für Photographie an der Hochschule für Künste Bremen
2008 Stipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf/Land Brandenburg
2010–2011 Vertretungsprofessur für Photographie an der Kunsthochschule
für Medien Köln
2017 AKM Kunstpreis, Koblenz
Boris Becker lebt und arbeitet in Köln.
Literatur
Geräumtes Gelände, mit einem Gedicht von Jürgen Becker, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 1995; Boris Becker, Hrsg. Städtisches Museum Zwickau, Text Rupert Pfab, erschienen anlässlich der Ausstellung des Max-Pechstein-Förderpreises der Stadt Zwickau, 1995; Boris Becker. Felder, Hrsg. Galerie Ulrich Fiedler, Text Christoph Schreier, Köln, Leverkusen, 1995; Boris Becker. 8 x 10. Bilder, Hrsg. Deutsche Akademie Villa Massimo Rom, Text, Interview Barbara Hofmann, Rom, 1997; Territorien. Fotografie Boris Becker, Kunstmuseum Bonn, Texte Stefan Gronert, Anke Solbrig, Köln: Wienand, 1998; Claims and Constructions/Landschaften und Konstruktionen. Fotografien von Boris Becker, Hrsg. Britta E. Buhlmann, Texte Annette Reich, Ulrike Lehmann, Barbara Hofmann, Pfalzgalerie Kaiserslautern, Heidelberg: Kehrer Verlag, 2000; Boris Becker. Mountains, Text, Interview Barbara Hofmann-Johnson, Köln: Zimmermann GmbH, Druck und Medien, 2005; Monochrome. Felder, Flächen, Fakes. Fotoarbeiten von Boris Becker, Städtische Galerie im Park, Viersen, Köln: Zimmermann GmbH, Druck und Medien, 2005; Boris Becker. Artefakte, Hrsg. Ferdinand Ulrich, Hans-Jürgen Schwalm, Essay Boris Becker, erschienen anlässlich der Ausstellung Fluchtpunkt, Plastik, Artefakte. Positionen zeitgenössischer Fotografie, Kunsthalle Recklinghausen 2006/07, Köln: Zimmermann GmbH, Druck und Medien, 2006; Boris Becker. Photographien 1984–2009, Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Texte Siegfried Gohr, Martin Hochleitner, Gespräch zwischen Boris Becker, Gabriele Conrath-Scholl und Barbara Hofmann-Johnson, Köln: DuMont, 2009; Fakes, Köln: Darling Publications, 2009; Boris Becker. Wüstenbilder / Desert Images. Mapping Lawrence of Arabia, Köln: Wienand Verlag, 2011; Berlin 1978–1987, Hrsg. Claudio Pfeifer, Berlin: PogoBooks, 2015; Staged Confusion, Hrsg. LVR-Landesmuseum Bonn, Gabriele Uelsberg, München, Berlin: Sieveking Verlag, 2016.