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Jim Dine (*1935)
Jim Dines Interesse für die Photographie begann schon um 1960. Über Lee Friedlander kam er 1962 in Kontakt mit der Arbeit von Garry Winogrand und Diane Arbus, er begann bald eine eigene Sammlung von Photographien und Photobänden anzulegen. 1966 erhielt er den Auftrag, eine Ausgabe von Le poète assassiné des französischen Dichters und Kunstkritikers Guillaume Apollinaire zu illustrieren, wofür er eigene Photographien, Zeichnungen und Collagen verwendete. In den späten 1970er-Jahren arbeitete Jim Dine im Rahmen des Kodak-Programms in Boston erstmals mit einer großen 20“ x 24“-Polaroidkamera (circa 50 x 60 cm). 1994, mit seiner Gastprofessur an der Hochschule der Künste in Berlin, startete seine bis heute andauernde kontinuierliche Arbeit mit dem Medium Photographie.
Jim Dine, der zu den bemerkenswertesten Künstlern der Gegenwart zählt, erhielt bereits Ende der 1950er-Jahre große Aufmerksamkeit in der New Yorker Kunstszene, wo er gemeinsam mit Claes Oldenburg und Allan Kaprow erste Happenings veranstaltete. Mit Oldenburg, Tom Wesselmann und George Segal gehörte Jim Dine zum inneren Kreis einer mit der Pop Art verbundenen Künstlergruppe. Dine suchte aber schon bald einen anderen Weg und begann, sich intensiv mit der klassischen Moderne, der Antike und der Poesie auseinander zu setzen.
Standen am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn die Malerei, die Graphik und die Skulptur, so nimmt seit den 1990-Jahren die Photographie einen größeren Stellenwert ein. Mittels symbolgeladener Gegenstände wie vielerlei Werkzeuge, der literarischen Pinocchio-Figur oder dem Raben und der Eule, die als ausgestopfte Tiere in seinen Bildern wieder zum Leben erwachen, komponiert Jim Dine eindrückliche Tableaus, häufig auch als vielschichtige und bisweilen rätselhafte Selbstportraits angelegt. Charakteristisch ist die Einbeziehung von Schrift und Sprache, teilweise handschriftlich skizzierte Gedichte, die auf der Wand seines Ateliers entstehen und die sich in seinen Photographien, gewissermaßen als Verdichtung des zeichnerischen Prozesses, zu neuen Schriftzeichen formen. Weitere Motivkreise sind botanische Studien und landschaftliche Aspekte wie beispielsweise in der Serie Entrada Drive von 2001.
Seit 2004 hat Jim Dine der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur bis heute rund 1.500 Werke in verschiedenen Techniken, so als Heliogravüren, Polaroid, chromogene Farbabzüge, Gelatinesilberabzüge, übereignet. In den Jahren 2004, 2008 und 2014 wurden umfangreiche Einzelausstellungen mit photographischen Arbeiten von Jim Dine in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur gezeigt.
Biographie
1935 geboren in Cincinnati, Ohio
1957 Bachelor of Fine Arts, Ohio University in Athens
1958 Umzug nach New York
1959–1965 zahlreiche Happenings, insbesondere in der Judson Gallery und der
Reuben Gallery, New York
1960 erste Einzelausstellung in der Reuben Gallery, New York
1962 Begegnung mit Ileana Sonnabend und Beginn einer langjährigen
Zusammenarbeit
1964 Teilnahme an der Biennale Venedig
1967 Umzug nach London
1970 Retrospektive im Whitney Museum of American Art in New York
1971 Rückkehr in die USA, lässt sich in Putney, Vermont, nieder
1977 Teilnahme an der documenta VI, Kassel
1980 Jim Dine wird zum Mitglied der American Academy and Institute of
Arts and Letters, New York, ernannt.
1984–1985 Retrospektive im Walker Art Center, Minneapolis
1985 Umzug von Vermont nach New York
1993–1997 lehrt an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Künste
in Salzburg
1995 Gastprofessur an der Hochschule der Künste, Berlin
1997 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin
2001 Umzug nach Paris, um dort einen Teil des Jahres zu arbeiten.
2005 Heirat mit Diana Michener
Literatur (Auswahl)
Guillaume Apollinaire: The Poet Assassinated, übersetzt von Ron Padgett, illustriert von Jim Dine, New York: Holt, Rinehart and Winston, 1968; Work from the same house: photographs and etchings / Lee Friedlander, Jim Dine, London: Trigram, 1969; Andy Grundberg: Jim Dine: photographs, London: Alan Cristea Gallery, 1997; Jim Dine: Photographies récentes: Exposition présentée à la Maison Européenne de la Photographie à Paris et au Carrousel du Louvre, Paris: Maison Européenne de la Photographie, 1998; Jim Dine: Birds, Göttingen, Steidl, 2001; Birds, Göttingen: Steidl, 2002; This Goofy Life of Constant Mourning, Göttingen: Steidl, 2004; Jim Dine. The Photographs, so far, 4-bändige Werkausgabe, Göttingen: Steidl, 2003; Jim Dine: Entrada Drive, Göttingen: Steidl, 2005; Some Drawings, Göttingen: Steidl, 2005; This is how I remember, now. Portraits. Photographs by Jim Dine, Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Göttingen: Steidl, 2008; Boy in the World, Göttingen: Steidl, 2009; Night Fields, Day Fields - Sculpture, Göttingen: Steidl, 2011; Hello Yellow Glove, Göttingen: Steidl, 2012; Donkey in the Sea before Us, Göttingen: Steidl, 2013; A Printmaker's Document, Göttingen: Steidl, 2013; My Tools, Hrsg. Die Photogrpahische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Göttingen: Steidl, 2014; About the Love of Printing, Göttingen: Steidl, 2015; Tools, Göttingen: Steidl, 2018; Paris – Reconnaissance, Göttingen: Steidl, 2018